Wer kennt das nicht als junger Rennradfahrer, der noch Single ist oder zumindest noch keine Kinder hat: 5.000 Jahreskilometer sind problemlos möglich, 15 Stunden die Woche und mehr im Sattel normal und die spontane 5 Stunden Ausfahrt mit dem Radrudel immer drin. Und dann kommen die Kinder!
Und bitte richtig verstehen, Kinder sind großartig, bereichernd und kein Rennrad kann diese Erfahrung aufwiegen. Dennoch, (sehr) kurze Nächte, die energie- und zeitintensive Betreuung des Nachwuchs und die geteilte Belastung des Erziehungsjobs zwischen dir und deinem Partner / deiner Partnerin stellen dem Hobby Rennradfahren plötzlich gravierende Hürden in den Weg.
Damit man sein Rennrad nicht sofort einmotten muss, den Spaß am Rennradfahren nicht verliert und gleichzeitig (halbwegs) fit für den nächsten Radmarathon bleibt, gibt es hier 5 coole Tipps für alle frischgebackenen Eltern!
1. Rolle, Rolle, Rolle
Der erste und wichtigste Tipp: Kauft euch eine (smarte) Rolle! Oder falls ihr schon eine besitzt, aber nicht nutzt, dann holt diese wieder aus dem Keller! Die Rolle wird euch „das Leben“ als Rennradfahrer retten, denn ihr könnt sie ohne große Aufwände jederzeit nutzen und das noch dazu als sehr effizientes Trainingsgerät.
Plant sowohl regelmässige Einheiten auf der Rolle ein, wenn die Kinder z.B. abends eingeschlafen sind oder der Mittagsschlaf ansteht. 30 Minuten Intervalle sind besser als nichts! Daneben lässt sich auf der Rolle fahren, selbst wenn die Kleinen im Kinderbettchen / Laufstall neben einem sind. Ebenfalls lässt sich das Rollentraining auch für Zeiten mit dem Partner / der Partnerin nutzen. Entweder einfach nebenbei die Dinge des Alltags abklären oder mal zusammen einen Film schauen (geht mit In-Ear-Kopfhörern für beide am besten).
Drei oder mehr Einheiten auf der Rolle in der Woche bringen euch extrem viel und entspannen das Leben als radfahrende Mutti oder Vati! Und irgendwann kommt auch wieder die Zeit mit mehr Ausfahrten auf der Straße. Versprochen!
2. Das Kinderanhänger-Intervall-Training
Früher oder später werdet ihr euch wahrscheinlich einen Fahrrad-Kinderanhänger zulegen, den man für die Fahrt zur Kita genauso nutzen kann wie für den Wochenendausflug. Das tolle daran, ihr habt frei Haus ein tolles Trainingsgerät damit erstanden!
Auch wenn die Anhänger auf Leichtgewicht getrimmt sind, mit 1-2 Kindern und entsprechendem Equipment wie z.B. Verpflegung und Wickeltasche, kommen da schnell mal 15-30 Kilo zusammen (abhängig vom Alter der Kinder und eben Anzahl). Den Hänger zu ziehen kann daher ganz schön in die Beine gehen.
Nutzt diese Last und fahrt z.B. Steigungen mit einem extra großen Gang für Kraftausdauer-Belastungen oder kurze Intervalle mit einer hohen Kadenz für mehr Spritzigkeit und Antritt. Wichtig: Ihr sollt nicht rasen mit der kostenbaren Fracht hinter euch. Nutzt den zusätzlichen Widerstand möglichst häufig für euer Trainingslevel!
3. Jeder Familienbesuch eine Trainingseinheit
Abhängig davon wie nah oder fern die Verwandtschaft wohnt ist jeder Besuch die Chance die Jahreskilometer zu optimieren. Fahrt eine oder wenn möglich beide Strecken zum Onkel oder zur Oma mit dem Rad und falls die Strecke zu kurz sein sollte, einfach noch einen „Umweg“ einbauen.
Wichtig ihr solltet so fahren, dass ihr zeitgleich mit euren Lieben bei der Verwandtschaft ankommt, dann hat man gemeinsame Zeite. Noch besser, plant am besten so, dass ihr 15-20 Minuten vorweg das Ziel erreicht und noch schnell duschen kann. Der Rückweg bietet sich auf selbe Planung an, nur dass ihr dann eben vor eurer Partnerin / eurem Partner zu Hause seid um beim Ausladen der Kids zu helfen.
Optimal ist das bei Distanzen von 30-60 Km. Drunter geht’s auch, dann würde ich jedoch erweitern und noch ein paar Kilometer dranhängen. Drüber bietet sich mit einer Anfahrt von 2,5 bis 3 Stunden (oder länger) dann nur der Hinweg an, da sonst die Besuchszeit wahrscheinlich recht kurz ausfallen würde.
4. Im Frühtau zu Berge
Mit Kindern ändert sich erfahrungsgemäß auch der Schlafrhythmus und die Nächte werden kürzer. Ausschlafen bis 10 Uhr und dann mal gemütlich ab 11 Uhr in den Sattel schwingen ist nicht mehr. Frühes aufstehen kann vielleicht anfangs eine Qual sein, es wird später, wenn die Kinder mal halbwegs durchschlafen, dein bester Freund im Radtraining!
Brich am Wochenende oder falls möglich auch mal vor der Arbeit unter der Woche richtig früh zu deinen Ausfahrten auf. 5 Uhr im Sommer ist absolut machbar und mit guter Beleuchtung auch noch 30 Minuten früher. So kannst du eine 4-Stunden-Ausfahrt einbauen und bist dann dennoch um 9 Uhr wieder zu Hause ohne die Familie übermässig belastet zu haben. Ein Tüte frischer Brötchen vom Bäcker tut sein übriges.
Zu beachten: Es sollte alles schon parat und zurecht gelegt sein und das Anziehen und Frühstücken schnell und ohne die Familie zu wecken erfolgen. Ein im Schlafzimmer vergessener Brustgurt, für dessen Suche man das Licht anschalten muss, macht keine Freude beim anderen. Ebenso sollte das Equipment bereits am Vorabend hergerichtet und vollständig abfahrtsbereit sein um keine kostbare Zeit im Sattel zu verlieren.
5. Highlight Hopping
Die ersten Monate mit Kindern können wie ein Tsunamie alles durcheinander wirbeln und den Alltag stark beeinflussen (was ja gut ist). Um nicht völlig mitgerissen zu werden baut in eurem Jahr bewusst Highlights mit dem Rad ein (bewusster als vielleicht zuvor).
Plant entsprechend Urlaube so, dass ihr vor Ort mit dem Rennrad die eine oder andere Tour fahren könnt. Ein Badeurlaub auf Mallorca bei dem die Kids Sandburgen bauen und du die eine oder andere Tour über den Soler machen kannst bietet sich an. Das eine Schöne mit dem anderen Schönen verbinden!
Daneben kann dann das verlängerte Radwochenende in den Bergen oder doch eine Radveranstaltung mit dem Bikerudel ein „Leuchtturm“ in der neuen Lebenssituation sein auf den man dann auch nochmals seine Vorbereitung ausrichten kann.
Fazit
Kinder wirbeln das Leben -im Zweifelsfall- erstmal ziemlich durcheinander und so wie in vielen Lebensbereichen auch, so muss man sich ebenfalls mit seinem Hobby Rennradfahren im neuen Lebensabschnitt neu finden. Das braucht seine Zeit und fühlt sich anfangs vielleicht auch ein wenig nach „Verlust der Freiheit“ an. Rennradfahren und Familie lassen sich aber durchaus miteinander gut verbinden.
Wichtig, und das gilt für alle Tipps, der/die Partner:in muss eingebunden sein die neue Form des Hobbies unterstützen. Hier sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass jeder zu seinen Zeiten, Themen und Hobbies kommt. Die Beine nach einer längeren Ausfahrt hochlegen muss daher entfallen, möchte man nicht den Frieden in der Beziehung gefährden.
Hat man jedoch seine Balance darin gefunden und beachtet die 5 Tipps, so lässt es sich auch mit Kindern der Leidenschaft Rennradfahren noch gut nachkommen!
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