Die Westanfahrt zum Furkajoch gehört zu den steilsten Pässen in den westlichen Alpen und auf jeden Fall zum steilsten im Vorarlberg. Und da ich dieses Jahr leider nicht zu meinem P-10K gekommen bin (ja, ihr richtig gehört, leider gestrichen), wollte ich zumindest mal das Furkajoch fahren.

Direkt unterhalb der Passhöhe mit Blick auf das Rheintal und Appenzeller Land

Eine Autostunde von Konstanz nach Dornbirn und schon ging es gegen 8.30 Uhr in kühler Morgenluft, klarem Himmel und idealen Radbedingungen los. Ich muss zugeben, da ich im Juli weit hinter meinen geplanten Kilometerleistungen zurückgefallen bin (der Job!) war mir etwas unwohl vor dem Furka. Denn Rundkurse in den Alpen haben die unangenehme Eigenart einmal angegangen muss man sie zu Ende fahren. Oder anders, hinter dem Pass gibt es kein zurück mehr.

Aber was soll ich sagen, es ging erstaunlich locker und ich bin die ersten 20 flachen Kilometer super durchgekommen und die ersten 10 Km zum Pass bestens gefahren. Das ging auch alles super easy bis Laterns-Bad und ich dachte mir noch, ich weiß garnicht was alle am Furkajoch so zu leiden haben.

Na ja, hinter dem Flachstück Gerstenböden wusste ich dann auch warum. Die Straße verschwindet im Wald und sofort nach der ersten Kurve zieht es gleich an: 14-16% Steigung! Nach wenigen Metern war ich auf dem Rettungsring unterwegs und musste mich mit einer Trittfrequents zwischen 55 und 65 Umdrehungen nach oben wuchten.

Rennen an solchen Bergen zu fahren habe ich mir schon lange abgewöhnt, dennoch ist es frustrierend, dass nach 3 gefahrenen Kilometern ein älterer Herr auf Stahlrahmen in doppeltem Tempo und hoher Kandenz an mir vorbeipedaliert. Wow! Einzige Erklärung, der wohnt hier irgendwo und fährt das täglich!

Das Furkajoch von Westen knapp unterhalb der Baumgrenze.

Das Furkajoch von Westen knapp unterhalb der Baumgrenze.

Aber eine alte Radlerweisheit sagt: Jeder Pass hat ein Ende. Und so schufftete ich mich Höhenmeter für Höhenmeter hinauf. Ich weiß nicht ob ich mal erwähnte, aber ich singe dabei im Geiste immer Kinderlieder wie z.B. „Hänschenklein“. Zum einen weil das ganze Blut in den Beinen ist und man somit so oder so nichts mehr denken kann. Zum anderen weil man so herrlich in seinen Tritt kommt und im Takt singt oder fährt… jenachdem.

Nun jedenfalls kurz vor der Baumgrenze merkte ich die Temperaturen von 1500 Höhenmeter und der Schnee war plötzlich zum Greifen nahe. Sehr schön und schade zugleich, der Sommer geht zu Ende. Das Furkajoch stellt sich aber nichts desto trotz sehr schön dar, da man hier sehr abwechslungsreich am Berg entlang mit herrlichen Ausblicken nach vorn / oben und hinten / unten beglückt wird. Dieses Mal hatte ich einen klasse Ausblick über’s Rheintal.

Kurz vor der Passhöhe wird’s nochmal brutal mit über 14% und ich musste echt kämpfen. Die immer wiederkehrende Frage, warum mach ich das hier überhaupt. Leider musste ich mir die Antwort immer wieder schuldig bleiben, da heute besonders viele Motorradfahrer ihre PS-Schleudern nach oben katapultierten. Letztlich kam ich oben am Kiosk des Furkajoch an!

Dann gab’s ein kurzes Verschnauferle und ich konnte mich mit Windstopper-Jacke in die 15 Km lange Abfahrt werfen. Ich bin immer wieder fasziniert bei der physikalischen Betrachtung „Umwandlung von kinetischer Energie in Bewegungsenergie“. Dass ich mit über 70 Km/h den Berg runter knallen kann liegt nur daran, dass ich diese Energie zuvor bei der Anfahrt mit den eigenen Beinen geleistet habe, mich also nach oben gehoben habe.

Die Abfahrt war also klasse, auch wenn ich immer wieder schwere Beine hab wenn ich unten angekommen bin. Das spürte ich dann in Au („Auh“) als ich die sehr stark befahrene L200 Richtung Dornbirn einschlug. Ist schon Wahnsinn wie befahren die Alpen doch sind. Insofern war ich recht froh den kurzen Abstecher über Schnepfegg zu fahren auch wenn hier nochmal 300 Hm anstanden. Lohnt sich aber allemal, da man oben einen tollen Gasthof findet mit schöner Sonnenterrasse (dieses mal jedoch für mich nicht).

Weiterhin hat man dank diesem Abstecher die Möglichkeit auf ruhigen Straßen von Bizau über Reuthe nach Bersbuch zu gelangen. Erst spät kommt man wieder auf die „wilde“ L200 und begegnet vielen, zu vielen Autos.

Von oben die Ostanfahrt des Furkajoch mit Blick auf das Tal der Bregenzer Aach.

Von oben die Ostanfahrt des Furkajoch mit Blick auf das Tal der Bregenzer Aach.

In Bersbuch hatte ich eigentlich zugegebenermaßen keine großartige Lust mehr auf den Losenpass, genannt das Bödele. Die Aussicht hat es aber wett gemacht! Und so bin ich im ersten Gang meiner 3-fach gemütlich nach oben gestrampelt, hab immer wieder mal angehalten um ein paar Bilder zu schießen. Oben angekommen war das Tagwerk vollbracht und ich dann doch „a bisle gschafft“.

Insofern war ich froh, dass die Abfahrt auf der anderen Bergseite nach Dornbirn nur Genuss war. Immer wieder schön zu wissen, dass man in einer echt schönen Landschaft wohnen darf und so tolle Eindrücke mitnimmt.

Mit noch echt guten Beinen ging’s dann im Auto zurück nach Konstanz. Ein toller Tag mit tollen Bildern einem klasse Pass! Für mich definitiv ein Highlight meines Sommers!