Was wäre das Rennradfahren ohne einen Radcomputer?
Man möchte doch wissen wie lange, wie weit, wie schnell man doch gefahren ist. Wie fit man war, man sich verbessert hat. Und in der Königsdisziplin am besten noch wo lang man fuhr, wie hoch und steil die Tour war!
Das Gerät, das auf all die Fragen Antworten zu geben weiß möchte ich euch heute vorstellen: den Garmin Forerunner 305.
Der Radcomputer ist bereits ein paar Jährchen (Verkaufsstart: 2006) auf dem Markt, ich habe mir diesen jedoch erst in diesem Frühjahr -neu- gekauft. Warum? Der Forerunner 305 bietet für einen mittlerweile sehr attraktiven Preis (unter 200€) sehr viele relevante Features an, mit denen er mit aktuellen Mitbewerbern gleichziehen kann.
Das Gehäuse
Optisch macht das Gerät verhältnissmäßig wenig her und wirkt recht klobig im Vergleich zu reinen Tachos. Nicht desto trotz wirkt das Teil in der Nutzung als Radcomputer am Lenker dennoch eine unauffällig Figur. Man hat nicht die Dimensionen eines „iPhones“ am Lenker kleben wie es andere Radnavis tun und kann den Tacho auch bequem mal in der Trikottasche verstauen.
Der Computer ist spritzwassergeschützt, so lässt es sich auch im Regen ohne Probleme pedalieren. Die Bedienknöpfe sind daher mit weichem Gummi überzogen und halten das Wasser vom Inneren entfernt.
An den Forerunner 305 lässt sich mittels Metallstifte ein Armband anbringen, so dass man diesen auch am Handgelenk tragen kann -auch nicht sehr schick. Hier zeigt sich auch gleich, dass das Gerät als Multisport-Computer entwickelt wurde (Laufen, Schwimmen, Radeln).
Die Montage am Rad erfolgt über selbige Metallstifte, die sich in eine am Oberlenker mit Kabelbindern fixierte Halterung schnell und einfach einklicken bzw. durch leichten Druck auch wieder lösen lassen. Fixierung mittig am Vorbau ist nicht möglich.
Das Display
Das Display ist in mittlerweile veralteter Flüssigkristall-Bauweise ausgeführt wie man sie von älteren Handys noch kennt (d.h. monochrome). Im Vergleich zu anderen Garmin Navi-Systemen für’s Rad empfinde ich diese Darstellung jedoch als sehr vorteilhaft. Kontrast und Lesbarkeit sind bestens, was man von Vielfarben-Displays auf einem Rennrad bei über 30 Km/h oftmals nicht behaupten kann.
Das Display ist mit 3,5 x 2,5 cm verhältnissmässig klein, bietet jedoch ausreichend Platz um alle notwendigen Informationen darstellen zu können. Auch hier gilt meiner Ansicht nach: bei einem 30-er Schnitt ist oftmals weniger mehr.
Besonders interessant: die einschaltbare (grüne) Hintergrundbeleuchtung! Ich fahre sehr gerne in den wirklich frühen Morgenstunden teilweise noch vor Sonnenaufgang und weiß auch in dunkler Nacht wie schnell es vorangeht!
Die Bedienung
Der Forerunner 305 lässt sich mit 7 Bedienelemente (2 an der linken Gehäuseseite, 3 rechts und 2 auf der Oberseite) sehr umfangreich bedienen. Die „Knöpfchen“ fallen jedoch verhältnissmäßig klein aus, so dass z.B. mit langen Radhandschuhen nicht immer auf Anhieb die richtige Funktion startet.
Auch ein wenig schade ist, dass die größten Drücker auf der Frontseite gleichzeitig diejenigen sind, die am seltensten genutzt werden (Rundenzähler & Start- / Stoptaste).
Einmal eingeschaltet kann man zwischen 3 Hauptmodi auswählen (Trainingsdaten, Satelittenanzeige, Konfiguration), deren Untermenüs sich einfach mit den Auf- & Abtastern „durchscrollen“ lassen.
Befindet man sich z.B. auf der Anzeige der Trainingsdaten und möchte in eines der Konfigurationsmenüs wechseln, so muss man doch einige Male verschiedene Taster links / rechts betätigen. Ein nicht ganz einfaches Verfahren, das man auf dem Rad jenachdem lieber im Stehen erledigen sollte.
Verbleibt man jedoch in einem Modus (z.B. Trainingsdaten), so lassen sich desen verschiedene Screens sehr einfach durchzappen.
Ebenfalls klasse ist die freie Konfigurierbarkeit der Elemente der Screens. Aus unterschiedlichsten Daten kann man sich von einer 1-Feld-Anzeige bis hin zu einem 4-fach geteilten Display alles nach belieben einstellen.
Auszuwäheln sind dabei neben Standards wie aktuelle Geschwindigkeit, Puls oder Trittfrequenz auch z.B. die aktuelle Höhe, Neigung, Kalorienverbrauch oder auch so Exoten wie Sonnenaufgang (wer braucht so was?).
Der Trainingseinsatz
Der Garmin Forerunner bietet alles was man zur Kontrolle eines hochwertigen Trainings als Hobbysportler erwartet.
Neben freikonfigurierbaren Alarmen für alle Bereichen (Puls, Trittfrequenz, Geschwindigkeit usw.) gibt es den „Virtuellen Partner“, der es einem ermöglicht eine bereits gefahrene Tour nochmals gegen sich selbst zu fahren.
Weiterhin lassen sich sowohl vordefinierte Trainings absolvieren (z.B. Intervalltraining) oder eigene Einheiten frei definieren. Für mich sehr interessant in Bezug auf Rollentraining im Wohnzimmer.
Besonders interessant für Kollegen aus dem Triathlon-Bereich ist sicherlich die Multisport-Funktion mit der es super einfach ist zwischen Laufen, Schwimmen und Radfahren hin- und herzuwechseln.
Ein weiterer Pluspunkt für den Forerunner ist die automatische Protokoll-Funktion, die alle Daten (also wirklich alle) während eines Trainings automatisch aufzeichnet, vorhält und speichert. Aufpassen sollte man lediglich dabei, dass der Radcomputer bei vollem Speicher, die ältesten Daten automatisch löscht bzw. überschreibt.
Im Gegensatz zu günstigen Herzfrequenzuhren von Discountern verfügt der Forerunner über ein codiertes Signal der Herzfrequenz. Praktisch, wenn man entweder in einer Gruppe von Sportlern unterwegs ist, oder in der Nähe von Oberleitungen fährt.
Die Datenauswertung
Im Lieferumfang des Radcomputers ist eine Dockingstation mit USB-Kabel enthalten, die zum Aufladen der Batterie und zum Auslesen der gespeicherten Trainingsdaten dient.
Die beigelegte Software „Garmin Trainings Center“ bietet dabei viele Möglichkeiten der Datenanalyse. Ich bevorzuge jedoch die Software „Sporttracks“, die hier nochmals ein paar Optionen mehr bietet.
Generell ist es möglich alle gespeicherten Daten auszulesen und diese als fitlog-Datei oder gpx im Google Earth Format zu exportieren.
Die Navigation
Mit obiger Software oder über Websites wie GPSies.com ist es möglich Touren auf den Forerunner 305 zu laden und diese dann abzufahren. Das ist eine sehr interessante Funktion, die es einem endlich ermöglicht ohne Ausdrucke oder Karten in der Trickottasche auszukommen.
Im Gegensatz zu aktuellen Navigationssystemen besitzt der Forerunner kein Kartenmaterial, das es einem ermöglicht von x-beliebiger Stelle aus zu navigieren. Bei diesem Gerät ist es lediglich möglich die Strecke allgemein (ohne Geobezug) anzuschauen.
Die Navigation gestaltet sich daher auch sehr rudimentär. Es ist weder möglich zu sehen auf welcher Straße man sich befindet noch ob man eine Abzweigung nehmen muss oder wie die Ortschaft heißt durch die man gerade fährt.
Nichts desto trotz gelingt es nach ein wenig Übung schnell die zu fahrende Route einzuschätzen. Ich habe mich letztlich noch nie verfahren auch wenn der Komfort natürlich sehr zu wünschen übrig lässt. Für einen Armbanduhren großen Radcomputer ist das Ergebnis aber allemal sehr gut.
Das Zubehör
Dem Forerunner 305 liegt neben einer Dockingstation, einem USB-Kabel, der Software zur Datenauswertung ein Brustgurt zur Erfassung der Herzfrequenz bei.
Alles weitere muss man sich zusätzlich erwerben. Ich habe mir den GSC 10 Trittfrequenz-Sensor in doppelter Ausführung für je knapp 50€ gekauft -für’s Sommer- und Winterradel 😉 – der sowohl Trittfrequenz als auch Geschwindigkeit über einen Magnetabnehmer am Hinterrad auslesen kann. Beides ist praktisch beim Rollentraining, denn so weiß man auch bei der Tour im Wohnzimmer wie „schnell“ man unterwegs ist.
Aufpassen muss man lediglich, dass man den Forerunner 305 beim Wechsel vom einen Rad auf’s andere an den jeweiligen Sensor connected.
Ebenfalls nicht im Lieferumfang enthalten ist die Lenkerhalter für nochmals 9€ das Stück. Für ein bischen Plastik mit Kabelbinder happig!
Fazit
Der Forerunner 305 gehört nicht zum top-aktuelle Equipment und kann besonders in Bezug auf seine Eigenschaften als Navi mit heutigen mobilen Geräten nicht mithalten. Dafür ist er jedoch deutlich kleiner als die smartphone-großen Brüder und lässt sich z.B. für’s Jogging sogar am Handgelenk tragen.
Bei der Erfassung & Auswertung von Daten bekommt man alles was man braucht. Ebenso patzt er im Trainingseinsatz an keiner Stelle und überzeugt sowohl durch seinen Funktionsumfang am Lenker als auch nach der Ausfahrt vor dem Computer.
Der Lieferumfang lässt etwas zu wünschen übrig und man muss mit 60€ Zusatzkosten das Kerlchen erstmal radfähig machen. Bei einem mittlerweile günstigen Basispreis von knapp 150€ geht das jedoch klar, da bei den großen Brüdern ebenfalls Zubehör notwendig ist.
Kurzum, für mich ist der Garmin Forerunner 305 auch mit ein paar Jährchen nach Erscheinungsdatum ein sehr gutes Gerät für’s Training und ich würde diesen nach wie vor empfehlen.